Frankreich: Das Elend mit dem Bargeld

Frankreich ist ein Land, in dem Bargeld nur eine geringe Rolle spielt. Fast jeder bezahlt mit irgendeiner Karte, viele auch noch mit Schecks. Ich war jetzt zwei Jahre hintereinander in Frankreich im Urlaub und hatte jedes Mal Ärger mit Bargeld. Einmal lag die Ursache in Deutschland, einmal in Frankreich.

Blockade am Geldautomaten

Wer in den Urlaub fährt, hat eine gewisse Menge Bargeld dabei. Doch irgendwann ist es verbraucht, und dann bleibt nur der Gang zum Geldautomaten. Doch der zeigte sich im vergangenen Jahr bei unserem Frankreichurlaub äußerst widerspenstig, rückte kein Geld heraus. „Wenden Sie sich an Ihre Bank“, teilte er bei jedem Versuch, ihm einige Scheine zu entlocken, mit. Ich hatte nämlich völlig übersehen, dass seit einigen Jahren Auslandsabhebungen am Automaten nur möglich sind, wenn die EC-Karte dafür zuvor freigeschaltet wird. So versuchen die deutschen Banken, den Phishing-Banden das Handwerk zu legen. Die zocken nämlich in Deutschland mit manipulierten Geldautomaten die Geheimnummern der Kunden ab, holen sich dann aber im Ausland Bargeld.

Die Änderung der Auslandsverfügbarkeit war mir jedoch glatt entgangen, und so gab’s kein Bargeld in Frankreich. Zum Glück half mir die Familie aus der Klemme. Im Geschäft und an der Tankstelle ließ sich übrigens problemlos mit EC-Karte und Geheimnummer bezahlen, nur am Bankautomaten griff die Blockade. Dieses Jahr habe ich vor dem Urlaub die Sperre für die Zeit in Frankreich aufheben lassen.

500-Euro-Schein – wertlos wie Papier

In diesem Jahr war ein Ferienhaus samt Kaution zu bezahlen. Beim Abholen von Bargeld am Schalter hier in Deutschland hatte mir der Mann am Schalter allerdings einen 500-Euro-Schein gegeben. Insgesamt hätte ich 650 Euro bezahlen sollen. Dann war die Kaution aber doch nicht fällig – offenbar wirkten wir sehr vertrauenswürdig – und ich musste den 500-Euro-Schein wechseln, um 350 Euro zu bezahlen. In Frankreich unmöglich.

Versuch 1: die Supermarkt-Kasse. Ja, hieß es, wechseln könne man, aber man wolle nicht. Sonst sei ja gar kein Wechselgeld mehr verfügbar, und zwar nicht in einer Kasse, sondern im ganzen Supermarkt. Denn wie beschrieben: In Frankreich zahlt fast jeder ohne Bargeld, da muss jeder Supermarkt mit seinem Wechselgeld geizen. Es kommt ja kaum etwas herein.

Versuch 2: die Bank. Erstmal haben die montags geschlossen, wie vom Inhaber geführte Geschäfte in Frankreich und unsere Friseure auch. Zweitens wechseln die kein Geld. Aus Sicherheitsgründen, wie es heißt. An der Tür jeder Bank prangt ein Schild: no change. Banken in Frankreich haben kein Bargeld, sie sind nur dazu da, Kredite zu verkaufen, über Geldanlagen zu beraten oder Kontoeröffnungen vorzunehmen und Karten auszugeben. Mit echtem, realem Geld haben sie nichts zu tun.

Versuch 3: das Restaurant. Avignon, Place du Palais du Pape. Touristen-Restaurants, so weit das Auge reicht. Schlechtes Essen, aber volle Kassen. Der Patron des Hauses, in dem wir einen schrecklichen Salade niçoise aßen, war sofort bereit, die 500 Euro zu wechseln. Offenbar war er froh, stapelweise Geldscheine loszuwerden. Für meinen 500-Euro-Schein bekam ich 25 20-Euro-Scheine. Problem gelöst.

Im Gespräch mit dem Vermieter unseres Ferienhauses, eines Gärtnereibesitzers, erklärte er, französische Banken hätten spezielle automatisierte Annahmestellen, in denen etwa Marktbeschicker, Ladenbesitzer oder Restaurantbetreiber ihr Bargeld einzahlen können. Allerdings höchstens 200-Euro-Noten. Nun weiß ich nicht, ob mein Patron von Avignon meinen 500-Euro-Schein jemals losgeworden ist oder nun genauso auf ihm sitzen bleibt wie ich beinahe. Aber das ist mir ehrlich gesagt egal.

2 Kommentare

  1. Schöne neue Welt oder was? Einerseits ist es ja ganz gut, dämmt Geldwäsche ein und ist sicherer. Aber die Nachteile überwiegen doch. Der Umgang mit Geld wird nämlich freizügiger und man verliert schneller den Überblick. Meinen Kindern würde ich deshalb auch erst den Umgang mit Geld beibringen, bevor ich Sie mit allen neuen Möglichkeiten des Electronic Payments, Digital Wallets und Kartengeld vertraut mache.
    Und ich wusste gar nicht das die Franzosen in dem Punkt schon so „amerikanisiert“ sind.

  2. Ich finde es ja ganz praktisch. Man braucht dann nur noch eine Karte mitzunehmen und gut (Vorausgesetzt sie ist fürs Ausland freigeschaltet ;-)). Vielleicht hilft es ja, das man weniger ausgibt, wenn man nicht alles mit Karte zahlen kann.
    Aber das die französischen Banken kein Bargeld wechseln oder kaum etwas vorrätig haben finde ich befremdlich. Mich würde es einmal interessieren, ob es in Spanien oder Italien ähnlich ist?

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