Der eingebürgerte Mitbürger

Ich weiß nicht mehr genau, wann der Mitbürger seine Karriere begann. Und schon gar nicht, wann der ausländische Mitbürger aufkam. Meine erste bewusste Erinnerung an dieses Wort rührt von Willy Brandt her. Als Kanzler begann er seine Fernsehansprachen immer mit „Liebe Mitbürrrrger“. Ob er die Mitbürgerinnen damals schon erwähnt hat, entzieht sich meiner Erinnerung. Mittlerweile ist der Mitbürger zwar einerseits ein bisschen vom Begriff des Migranten, genauer des Menschen mit Migrationhintergrund, verdrängt worden. Andererseits werden Leute eingebürgert, die alles mögliche sind, nur keine Mitbürger. Gerade eben habe ich davon gehört, dass eine Tourismusbroschüre im Norden nun auch auf Dänisch erscheint. Begründung: Immer mehr „dänische Mitbürger“, so hieß es, machten in Norddeutschland Urlaub. Nur dass die Dänen zwar dänische Bürger, aber eben nicht unsere Mitbürger sind. Hier wird der Begriff für etwas angewandt, was gar nicht zutrifft. So wird der Nichtmitbürger eben flugs eingebürgert, ob er will oder nicht.

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