Das Elend mit den eingeschickten Fotos

Redaktionspostfächer sind endlich und Vereins-Pressesprecher, auch Pressewarte genannt, fleißig. Sie alle haben mittlerweile eine Digitalknipse, mit der sie Lokalredaktionen mit Fotos beliefern. Wobei die Betonung bei den meisten auf Knipse liegt, und genauso steht es auch um die Bearbeitung der Fotos. Das Elend der eingeschickten Fotos äußert sich in Lokalredaktionen auf unterschiedliche Weise.

Beginnen wir mit den grausamsten Fällen: Das sind Fotos, aufgeklebt auf Word-Dokumente oder – noch schlimmer – als PDF eingescannt. Damit können Redaktionen nichts anfangen. Vom Word-Dokument lassen sich die Fotos gerade noch mit Mühe elektronisch herunterpulen, doch beim PDF sind wir beinahe machtlos, vor allem. wenn die Bilder wie jüngst verschachtelt und teilweise übereinander gelegt eingescannt wurden. Das Gegenstück dazu sind übrigens als jpg-Format geschickte Texte. Ja, auch das gibt es.

Aber bleiben wir bei den Fotos.  Die Liste der Sünden:

Zu groß:

Das ist der am wenigsten schlimmste Fall. Tut dem Druck nicht weh, müllt aber die Postfächer der Redaktion voll. Nach einem Wochenende ist schon mal das eine oder andere blockiert. Dann finden sich im Posteingang Mails mit Größen von 15, 20, letztens gar mit 45 MB. Da verschluckt sich jedes Postfach, vor allem wenn mehrere dieser Klopper eingehen. Das sind diese Bildsendungen, bei denen die Fotografen die Fotos unbearbeitet direkt von der Kamera in die Mail schütten und wegschicken. Gerne auch noch ohne die Namen der Abgebildeten.

Zu klein:

Das Gegenteil ist ungleich schlimmer: Fotos von 20, 30 oder höchsten 40 kb Größe. Taugt allenfalls und mit allergrößter Mühe für ein halbspaltiges Bild, mehr ist nicht drin. Sieht völlig verpixelt aus. Gerade hatte ich ein beeindruckendes Nachrichtenfoto von der Pferdehölle im polnischen Skaryszew, das uns eine Tierschutzoganisatiuon zur Verfügung gestellt hatte – mit 25 kb. Das Foto war so gut, es musste tragend, also vier- bis fünfspaltig, gezeigt werden. Die Bitte um eine höhere Auflösung brachte keinen Erfolg, trotz aller Bemühungen der Tierschützer. Das Foto war durch diverse Hände und über die eine oder andere Webseite gewandert und schließlich als Minibild in der Redaktion angekommen. In solchen Fällen setzt die Bildbeschaffung, die Suche nach gleichwertigen Alternativen, ein. Und siehe da, wer suchet, der findet. Dasselbe Foto gab es bei AFP, also Agence France Press, in druckfähiger Auflösung. Glück gehabt. Wer mal gucken will, hier ist es zu sehen.

Datumsangabe:

Der Horror jeder Redaktion sind in gelb oder orange digital ins Bild gestempelte Datums- und Uhrzeitangaben. Die müssen mühsam wegretouchiert werden, denn so ein Bild hat in einer Zeitung nichts zu suchen. Wer’s für seine Privatfotos mag, bitte schön. Aber wer als Pressesprecher Bilder mit Datumsaufdruck schickt, sollte diese Funktion schleunigst abstellen. Das gilt auch für Feuerwehren. Schön, wenn sie die Einsatzzeit dokumentieren, aber die Angabe auf einem gerade eingeschickten Foto von einem kleineren Brand war nun völlig überflüssig. Für Zeitungen sind diese Datumsangaben nicht geeignet.

Fehlende Bildunterschrift:

Namen sind Nachrichten, lautet eine alte Zeitungsweisheit. Wer Fotos von Menschen schickt, ohne dazuzuschreiben, wer darauf zu sehen ist, hat seinen Job als Pressewart nicht verstanden. Wir sind ja nicht so und telefonieren hinterher. Das macht Arbeit und ist ärgerlich. Weniger duldsame Redaktionen zeigen solche Fotos erst gar nicht. Übrigens reicht es für Laien, die Bildunterschrift mit der Mail mitzuschicken. Was nicht funktioniert, aber immer wieder vorkommt: Die Bildunterschrift als Bildnamen zu nehmen, nach dem Motto karl-napf-und-hein-daddel-v.-l.-n.r.jpg. Das „von links“ wird übrigens auch gern mal vergessen.

So soll es sein:

Das Wunschfoto der Redaktionen sieht so aus: Größer etwa 750 kb, wenn möglich mit IPTC-Header versehen (muss sonst händisch von uns nachgetragen werden, so verlangt es das Archivsystem), ohne irgendwelche Spielereien im Bild, auf jeden Fall mit Vor- und Nachnamen, Ort der Aufnahme und Anlass versehen. Und bitte unbedingt Telefonnummern (auch mobil) für Nachfragen dazuschreiben.

Und eines will ich nicht vergessen. So viel Arbeit die eingeschickten Fotos manchmal machen: Ohne die Laien-Pressesprecher kommt heute keine Redaktion mehr aus. Die Personaldecke lässt es nicht zu, jeden Termin zu besetzen. Vereinsversammlungen werden nur noch in Ausnahmefällen besucht. Wer seinen Verein im Blatt sehen möchte, muss selbst tätig werden. Und wer Hilfe braucht, wende sich vertrauensvoll an seine Lokalredaktion. Wir helfen gerne.

Das ABC der lokalen Pressearbeit gibt weitere Hinweise für Vereins-Pressewarte.

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