Pressestelle. Bitte nicht stören!

Recherche läuft heutzutage in vielen Fällen über Pressestellen. Behörden haben sie, Firmen auch. Die meisten sind telefonisch erreichbar. Nur die ganz großen schotten sich zunehmend ab. Bitte nicht stören! Ärgerlich für uns Journalisten. Eine Zumutung, um genau zu sein.

Ich hatte heute mit Kabel Deutschland zu tun. Die Pressestelle dieses großen Telekommunikations- und Internetanbieters ist üppig besetzt. Allein acht Köpfe zeigt die Internetseite mit den Pressekontakten. Wobei Kontakt bei weitem übertrieben ist. Keine Telefonnummer weit und breit. Es gibt eine Faxnummer und jeder Mitarbeiter der Pressestelle hat eine E-Mail-Adresse. Das war’s.

Also habe ich eine Anfrage geschrieben an die für Norddeutschland zuständige Pressesprecherin. Fragen formuliert, Mail abgeschickt. Gewartet. Nichts. Naja, vielleicht liest sie meine Mail, wenn sie am 7. Januar aus dem Weihnachtsurlaub kommt. Eine Stunde, zwei Stunden gewartet. Immer noch nichts.

Kabel Deutschland hat keine öffentlich erhältlich Zentral-Telefonnummer. Nur eine 0800er-Service-Hotline für Kunden. Da kommt man mit Presseanfragen erfahrungsgemäß nicht weiter. Auch alle weiteren Tricks, die man so anwendet, helfen nicht. Im Impressum, sonst immer ein guter Anlaufpunkt, steht nur die 0800er-Nummer. Schließlich hatte ein Kollege doch noch irgendwo die Nummer der Kabel-Deutschland-Zentrale stehen. Anruf. Abfuhr. Nein, zur Pressestelle könne man nicht durchstellen. Man könne eine Mail mit einer Rückrufnummer dorthin schicken. Nein danke, das habe ich schon selbst erledigt.

Dann klingelt doch noch das Telefon. Ein Sprecher von Kabel Deutschland ist dran. Ja, er habe meine Mail erhalten, da die Pressesprecherin heute nicht da sei. Mals würden auch bei Abwesenheit des jeweiligen Sprechers bearbeitet. Und ja, er habe die benötigten Informationen. So weit, so gut.

Ich konnte es mir am Ende des Gesprächs nicht verkneifen, den Mann zu fragen, warum es auf der Pressestellen-Seite keine Telefonnummern gibt. Die Antwort hat mich verblüfft. „Damit wir für Sie erreichbar sind.“ Aha. Er sagt dann noch, eigentlich hätte ich eine Abwesenheitsnotiz der Kollegin bekommen müssen. Habe ich aber nicht. Hätte ich gerne gehabt. Das hätte mir zwei Stunden entnervtes Warten erspart. Ich hätte meine Anfrage dann an jemand anderen in der Pressestelle geschickt oder aber erfahren, dass die Mail trotz Abwesenheit bearbeitet wird.

Meine Antworten habe ich bekommen. Aber gut ist das nicht gelaufen. Eine Pressestelle, die nicht gestört werden will, hat ihren Zweck verfehlt. So was wird nur noch getoppt von Pressestellen, die Journalisten nur über Benutzername und Passwort zugänglich sind. RTL hat so ein Presse-Login. Leider brauche ich deren Pressestelle so selten, dass ich seit dem letzten Besuch dort schon wieder mein Passwort verlegt habe. Blöd. Und wahrlich nicht im Sinne einer guten Pressearbeit.

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