Ich will Kommentare – hier im Blog!

Christoph von Gallera vom Mittelhessenblog hat im jüngsten „Kurzgucker“ etwas angestoßen, was mir schon lange auf der Seele liegt: Er spricht sich für Blog-Kommentare aus – im Blog. „Wem gehört das Web: Face­book, Twit­ter und Co oder doch noch den Usern?“, fragt Christoph und beklagt, dass Interaktion nicht mehr auf den Webseiten stattfindet, sondern bei Facebook oder auf Twitter. Eine Klage, in die ich gern mit einstimme.

Fünf Millionen Blogbetreiber, 25 Millionen Facebook-Nutzer – ein klares Bild, findet Christoph und sieht damit einen Grundsatz außer Kraft gesetzt: „Ein Blog lebt vom Echo.“ Nicht nur, natürlich. Es lebt auch von den Beiträgen, von Texten und Fotos, die wir Blogschreiber mit viel Arbeit und Hirnschmalz täglich bis fast-täglich verfassen und online stellen. Thema finden, recherchieren, nachdenken, texten, die Texte abhängen lassen, noch einmal lesen und noch einmal – so ein Blogpost fällt nicht von selbst auf die Seite. Und dann? Über alle Social-Media-Kanäle wird der neue Text bekannt gemacht. Ein ordentliches Statistiktool beweist, dass das Ergebnis aller Mühen durchaus Leser findet. Aber was halten die von dem, was wir Blogger geschrieben haben? Eine Rückmeldung ist selten, und noch seltener ist sie im Blog selbst zu finden. Schnell etwas bei Twitter oder Facebook getippt, fertig. Und das Blog hat das Nachsehen. Damit geht es den Blogs, die doch das Mitdiskutieren so einfach machen, so wie der guten alten Tageszeitung in Vor-E-Mail- und Vor-Online-Zeiten: Leserbriefe waren sehr rar, denn kaum jemand setzte sich hin, schrieb oder tippte seine Meinung und schickte sie per Post an die Zeitung. Ein solches Schicksal, nämlich eine Einbahnstraße zu werden, droht auch den Blogs.

Christoph hat seine Klage auch auf Facebook verbreitet. Ich habe sie geteilt. „Ach ja, wie schön wäre es, wenn alle, die meine Posts hier kommentieren, dies auf dem Blog tun würden. Es tut auch gar nicht weh“, habe ich dazu geschrieben. Und prompt einen Kommentar bekommen, auf Facebook:

Bei mir liegt es hauptsächtlich daran, dass ich Anmeldedaten zu schnell vergesse, wenn ich nicht dauernd auf einer Seite aktiv bin. Außerdem ist es einfach praktischer, bei FB zu kommentieren.“

Und weiter:

Das ist ja das Nette an einer Plattform wie FB, hier kann man mit einer Anmeldung alle kommentieren.“

Ein sehr erhellender Beitrag. Der erstens beweist, dass offenbar viele gar nicht wissen, wie problemlos auf dem Blog selbst kommentiert werden kann – bei mir gibt es nicht mal eine Capcha oder eine Rechenaufgabe – und dass dort niemand irgendwelche Zugangsdaten eingeben muss. Immerhin war der Autorin dieser Zeilen bewusst, was ein Blog ist. Das kann man bei seinen Lesern keineswegs voraussetzen. Als ich eine Reihe von Blogposts über unsere Chorarbeit und Chorreise geschrieben habe und den Teilnehmern per Link zukommen ließ, fragten mich manche, was bitteschön ein Blog sei. Nach solchen Gesprächen beschleicht mich der Verdacht, dass die so genannte Blogosphäre doch sehr im eigenen Saft schmort. Für uns kaum zu glauben, aber da draußen sind Millionen von Menschen, die nicht einmal wissen, was ein Blog ist. Ich mache ihnen deshalb keinen Vorwurf. Ich will damit nur sagen, dass einer der Mittelpunkte unseres Denkens vielen Menschen da draußen herzlich egal ist.

Die, die uns dennoch lesen und wissen, was wir auf unseren Seiten treiben, werden nur in den seltensten Fällen ihren Kommentar direkt bei uns hinterlassen. Ich fürchte, wir werden uns weiter damit abfinden müssen, dass die Hälfte der Kommentare zu unseren Blogartikeln im Nirwana sozialer Netzwerke verschwinden und nie im Blog selbst erscheinen. Aber aufgeben sollten wir Blogger auch nicht, sondern immer wieder dieses dicke Brett bohren. Christoph hat damit angefangen, lasst uns Blogger doch alle mitbohren und den Spieß umdrehen: werben wir auf FB und Twitter dafür, auf dem Blog zu kommentieren. Vielleicht höhlt steter Tropfen doch den Stein.

Ach ja, und nicht zu vergessen: Herzlichen Dank allen, die hier so eifrig kommentieren (sind alles Blogger, die wissen, was sie tun).

 

 

15 Kommentare

  1. Ich bin hier ja leider auch eher ein ’stiller Leser‘ – nicht, weil ich nicht wüsste, wie man auf Blogs kommentiert, und schon gar nicht, weil Deine Beiträge nicht zum Kommentieren reizen, sondern weil die Zeit doch oft sehr knapp ist und man nicht einfach nur „Find ich auch!“ oder „Schöner Beitrag“ schreiben möchte.

    Der Jahresanfang ist ja eine passende Zeit für gute Vorsätze; ich nehme mir also vor, hier häufiger eine schriftliche Rückmeldung geben.

    Herzliche Grüße
    Morgenländer

    1. Lieber Morgenländer, bevor ich selber mit dem Bloggen begonnen habe, habe ich nur ein einziges Mal kommentiert, weil mich das Thema sehr bewegt hat. Erst als Blogger lernt man das Kommentieren so richtig zu schätzen, was eigentlich schade ist.
      Was Länge und Qualität von Kommentaren angeht, will ich nicht unbescheiden werden. Natürlich freue ich mich über ausführliche und meinungsfreudige Kommentare, aber auch kurzes Lob ist willkommen. Wer allerdings ein knappes „was für ein Schwachsinn“ hinterlässt, sollte das dann doch begründen. Aber so einen Kommentar habe ich noch nie bekommen.
      LG, Susanne

  2. Hallo liebe Pyrolim,

    also ich bin auch kein wirklich redseliger Mensch, vor allem nicht in Blogkommentaren aber manchmal liest man einfach etwas und dann kann man einfach nicht anders als doch mal ein Kommentar abzugeben. Vor ein paar Stunden zum Beispiel habe ich einen Artikel um den neuen Flughafen in außerhalb Berlins gelesen und da konnte ich einfach nicht anders als mich darüber auszulassen dass das wahrscheinlich Wowereit endlich seinen Job kosten wird. Manche Dinge tun einfach gut sie sich mal von der Seele zu schreiben, wie hier jetzt gerade. Danke für die Möglichkeit.

    Beste Grüße
    Christian

    1. Hallo Christian,
      genauso geht es mir auch manchmal, dann bewegt einen ein Thema so sehr, dass man unbedingt seine Meinung dazu sagen muss. Wie ich aber schon zum Kommentar von Morgenländer schrieb, erkennt man aber erst, wenn man selbst ein Blog betreibt, wie sehr die Kommentare das Salz in der Suppe sind. Seitdem kommentiere ich auch, wenn ich einen Artikel gelungen finde und er meinen Widerspruch erregt.
      Liebe Grüße,
      Susanne

  3. Liebe Pyrolim, ich glaube nur wer selbst bloggt merkt überhaupt wie wichtig Kommenare sind und auch wir wissen dass manchmal die Zeit fehlt, die richtigen Worte vielleicht auch. Ich glaube viele Besucher sind einfach eher nur das Konsumieren gewohnt und sind sich der Möglichkeit des Austausches auf einem Blog gar nicht bewusst, genauso wenig der Tatsache dass ein Blogger durchaus ein Feedback mag ob er seinen Besuchern Inhalte bietet die Anklang finden. Bei Fotos ist es oft noch schwieriger, das merkt man auch in Foren. Anfänger oder Nicht-Fotografin meinen oft sie könnten ja gar nicht mitreden, dabei ist auch hier das Feedback gefällt oder gefällt nicht bzw. erinnert oder löst Emotionen aus schon viel wichtiger als die technisches Fachwissen. Ich finde das auch schade, denn man freut sich ja über jeden Kommentar, ausser die die mit Copy&Paste nur ihre Werbung hinterlassen ;-) Nur wie soll man die Leute dazu bringen? Gerade bei den Real-Freunden die oft nur bei FB am Internetleben teilnehmen finde ich es total schwierig sie auch mal zum Kommentar zu bewegen. Das hört man dann immer nur bei einem Treffen „…ach deine Fotos von hier und da haben mir gut gefallen.., erzähl doch mal wie es da war..“
    Aber ich finde es gut das mal anzusprechen und überlege mal wie man auf dem Blog selbst auch dazu einladen kann.
    Liebe Grüße
    Heike

  4. Liebe Susanne, danke Dir für die Erwähnung. Ich bin gespannt, was sich wie und wo tun wird. Man muss die Nutzerzahlen ins Gedächtnis rufen. Wer im D-A-CH-Raum im Internet unterwegs ist. In den Regionen etc. Mir ist es nun wirklich gelungen ,erst über Twitter, dann über FB tatsächlich hier vor der Haustür eine Bloggerinnentruppe ausfindig zu machen. Deren Hauptbloggerin war jetzt bei mir zu Besuch und wir haben gemeinsam besprochen, wie man vielleicht Dinge gemeinsam voranbringen kann…..

  5. Jetzt kennst du den wichtigsten Grund für die Schließung meines Blogs. Wie oft habe ich gegen leere Wände geschrieben und konnte mich glücklich schätzen, wenn ein „Like“ bei FB gedrückt wurde. Noch vor 2-3 Jahren war es so einfach, eine nette Aktion zu starten und viele machten mit. Wie viele Fotoprojekte, Blogstöckchen und Co. gab es. Heute interessieren sich die meisten nur noch für Gewinnspiele.

    Und es klafft eine Lücke im Blogsystem, zwischen denen, die nach vielen Jahren bloggen, Blogmüde geworden sind und denen, die noch nie was vom bloggen gehört haben. Es gibt so viele Blogger, die im letzten Jahr aufgehört haben und weitere werden sicherlich folgen.

    Und noch etwas, was ich sehr bedenklich finde: Sind die vielen Blogs die sich hinter einem privaten Pseudonym tarnen, aber hinter denen Firmen und Verlag stehen. Gerade im „Livestyle, schöner wohnen, Rezepte und Co.“ Blogbereich hat sich das wie ein Magengeschwür ausgeweitet und die wenigsten bekommen es mit. Dort wird fleissig kommentiert, aber nur weil man die ach so zuckersüsse Teedose gewinnen will. Aber diese RTL-Leserinnen wollte ich auch nie haben, die nur kommentieren, weil es was zu gewinnen gibt.

    1. Liebe Jana,
      da ich nicht auf Lifestyle- und Rezeptblogs unterwegs bin, ist mir das mit dem Bloggen unter falscher Fahne noch gar nicht aufgefallen. Das ist ja höchst unseriös und ärgerlich. Da bin ich wohl zu blauäugig, wenn ich denke, privat ist privat und gechäftlich geschäftlich.
      Was die Lücke im Blogsystem angeht, sehe ich das genauso: Es gibt immer noch eine Mehrheit, die noch nie etwas von Blogs gehört hat oder weiß, was das genau ist.
      Liebe Grüße,
      Susanne

  6. Moin Susanne.
    Ach ja, das ist ein Thema was wohl so alt ist wie die Bloggeschichte selbst. Und mit Facebook & Co. ist nichts besser geworden, im Gegenteil.
    Ich kenne einige (ehemalige) BloggerInnen, die sich heute (fast) nur noch bei Facebook rum treiben, weil es „einfacher“ ist. Richtig, „einfacher“, ohne „viel Arbeit und Hirnschmalz“. Das ergibt für mich dann ein Niveau, dem ich mich verschließe. Mein Facebook-Konto habe ich vor langer Zeit wieder deaktiviert.
    Die Motivation von uns Bloggern ist sicherlich sehr vielschichtig. Für meinen Teil betrachte ich meinen Blog als so etwas wie ein virtuelles Tagebuch. Ich sehe, dass meine Beiträge gelesen werden. Persönlich reicht mir das. Natürlich freue ich mich auch über jeden Kommentar. Besonders, wenn ich z. B. bei Politik-Themen, nicht von vornherein damit rechne. Und nach meiner Erfahrung steigt die Zahl der bei mir hinterlassenen Kommentare mit der Zahl der eigenen Kommentare in anderen Blogs.
    Na denn, ich stöbere heute mal weiter durch die Blogs um den ein oder anderen Kommentar zu hinterlassen ^^
    Viele Grüße aus „Scharbüttel“

  7. Liebe Susanne,

    Du sprichst mir aus dem Herzen. Auf meinem Blog wird auch kaum noch kommentiert. Wenn überhaupt kommt mal ein Kommentar auf facebook, aber da eigentlich auch mehr ein „gefällt mir“.
    Ich habe schon oft darüber nachgedacht, mein persönliches Profil bei facebook zu schließen. Aber ich habe auch eine geschäftliche Seite dort, die ich noch weiterführen möchte. Ob sich das lohnt ist fraglich.
    Bloggen werde ich auch weiterhin. Ich tu es schließlich für mich. Auch wenn ich mich manchmal einsam dort fühle. ;-)

    Liebe Grüße,
    Vera

  8. Liebe Susanne,

    Du sprichst mir auch aus dem Herzen ~ auch bei mir wird kaum noch kommentiert.

    Auf meinem Black and White Photo Blog, 130 oder 150, ja auch 200 und drüber Besucher und meinst Du eine/r hat einen Kommentar abgegeben.

    Ich habe mich schon gefragt ~ für wen mache ich das eigentlich ??????

    Mein Black and White Fotoblog

    Dieses Jahr habe ich meine 2 Projekte laufen ~ nehme an keinem fremden Projekt teil, ob ich nächstes Jahr noch Blogs habe , steht in den Sternen.
    Vielleicht widme ich mich wieder mehr meinen Webseiten ~ die habe ich seit 11 Jahren ~ aber solange werde ich keinen Blog haben.

    Ich habe Photo Blogs und bin mehr auf Bilder fixiert und wenn ich mal auf einen fremden Blog komme und tolle Fotos oder Tierfotos sehe ~ na dann schreibe ich einen Kommentar.
    Habe aber auch schon oft erlebt, dass der Kommentar garnicht freigeschaltet wurde. *so ist das Leben*

    Liebe Susanne, Du schreibst immer sehr viel und ich bin kein großer Leser oder Schreiber ~ ich schaue mir lieber Bilder an.
    Aber jetzt kann ich mir ja immer Deine Blümchen anschauen.

    Uff jetzt habe ich aber viel geschrieben *lach*

    Liebe Grüße
    Kathrin

  9. Liebe Kathrin,
    schreiben ist schließlich meine Profession und Fotos sind nur Beiwerk, an dem ich aber sehr viel Spaß habe. Hier muss auch keiner lesen, ich freue mich, wenn Du zum Gucken vorbeikommst. Ich fürchte, an den fehlenden Kommentare können wir kaum etwas tun, schade ist es aber doch. An sich sind Blogs doch gerade für die Interaktion wie geschaffen.
    Ich wünsche Dir mehr Kommentare (und werde sicher auch den einen oder anderen beitragen).
    LG, Susanne

  10. das war vor ca 1.5 Jahren der Grund, warum ich mit dem bloggen aufhörte….. nur habe ich das vermisst und nun blogge ich wieder. Klar mir ist bewusst, dass die Kommentare nicht mehr so viele sein werden wie früher, denn ich hatte von 2006 an gebloggt, und seid FB und Co immer mehr werden, wurde zwar gelesen, aber, wenig kommentiert, oder ich hatte auf FB z.B. dann meine Antworten :O aber inzwischen ist es mir nicht mehr so wichtig , ob die Kommentare dann über FB oder über Whats up dann kommen *lach* wobei ich freue mich selber auch ganz dolle freue , wenn man auf meinen Beitrag direkt im Blog kommentiert *smile* ich blogge jedenfalls sehr gerne und mir macht es viel Freude und wer weis, vielleicht kommt ja wieder eine Zeit, wo man dann wieder mehr im Blog sich „unterhält“ als bei FB und Co *zwinker*
    liebe Grüsse aus dem Zürcher Unterland :)

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