Zeit für eine Umstellung

Zwei Mal im Jahr kommt sie auf, die Forderung, die Zeit nicht mehr auf Sommer oder Winter umzustellen. Heute Nacht, besser heute morgen, haben wir die Uhren wieder mal umgestellt, und die nächsten zwei bis drei Tage werden hart. Unsere innere Uhr lässt sich nicht so schnell vor drehen. Die tickt sowieso anders, als es Schule und Beruf erfordern. Eine Klage.

Elternabend. Die Klassenelternbeiratsvorsitzende berichtet aus der Schulelternbeiratssitzung. Dort habe der Schulleiter mitgeteilt, dass alle Schulen im Ort darüber nachdenken, den morgendlichen Schulbeginn um 20 Minuten oder eine halbe Stunde nach hinten zu verlegen, um dem Biorhythmus der Kinder mehr entgegenzukommen. Dann sagt die Elternbeiratsvorsitzende: „Wir Eltern und die Lehrer sind dagegen.“ Wie bitte? Wir Eltern. Mich hat keiner gefragt. Ich bin nämlich für den späteren Schulbeginn.

Stell Dir vor, Du musst ein zehnjähriges Kind im Winter morgens um 6.45 Uhr an die Bushaltestelle schicken, damit es rechtzeitig zur Schule kommt. Genau das ist unsere Situation, seit die Grundschulzeit zu Ende ist. Das bedeutet wecken um 6 Uhr, tagaus, tagein, auch im tiefsten Winter. Ein Horror für unsere Familie. Andere sehen das anders, es gibt Eltern bei uns im Dorf, die finden, dass es viel zu spät sei, wenn Kinder erst um 7 Uhr aus dem Haus gehen.

Für uns und unser Kind ist diese Zeit eine schwere Belastung. Einerseits ist unser Kind noch nicht ganz wach, anderseits nach 45 Minuten Busfahrt mit drei Mal umsteigen und weiten Strecken, in denen es im Bus stehen muss, schon das erste Mal erschöpft, wenn es  in der Schule ankommt. Schuld sind die zunehmende Zentralisierung der weiterführenden Schulen, vor allem der Gymnasien, und eben die verdammt früher Zeit. Kinder aus den Städten haben es da leichter. Sie müssen später los, weil der Weg kürzer ist. Und in Großstädten beginnt die Schule obendrein üblicherweise erst um 8 Uhr und nicht wie bei uns um 7.45 Uhr.

Sogenannte Dörfermittelpunktschulen oder Zentralschulen beginnen grundsätzlich früher als die in großen Städten. Die Schule, an der mein Vater unterrichtete, besuchten nur Fahrschüler. Schulbeginn: 7.20 Uhr. Das Argument dafür heißt regelmäßig, man müsse so früh anfangen, damit die Kinder mittags nicht so spät nach Hause kommen. Durchaus nachvollziehbar, aber andererseits baut sich durch den frühen Start in den Tag im Verlauf der Woche regelmäßig ein extremes Schlafdefizit von Eltern und Kindern auf. Natürlich könnte man uns sagen, wir sollten doch einfach früher ins Bett gehen. Aber ich arbeite abends lange, und damit stehe ich sicher nicht allein. Man denke nur an die, die im Einzelhandel arbeiten. Viele Geschäfte haben bis 20 Uhr, etliche sogar länger geöffnet.

Mir ist auch klar, dass Schulen nicht auf jede familiäre Gegebenheit Rücksicht nehmen können. Aber vielleicht lässt sich ja ein Kompromiss erzielen – zum Beispiel die Schule 20 Minuten später beginnen zu lassen. Wir sind dafür.

Übrigens finde ich die Sommerzeit klasse: Im Juni, wenn der Tag bis in die Nacht reicht, es um kurz vor 23 Uhr noch leicht dämmrig ist und ich mich an die Umstellung gewöhnt habe.

Und wie kommt Ihr zwischen Beruf und Schulzeiten zurecht? Was haltet Ihr von der Zeitumstellung? Fällt sie Euch schwer oder leicht oder ist es Euch egal?

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