Feuerwehr und Presse: Leitlinien vom grünen Tisch

Weil die Polizei den Zugang gesperrt hat: Einsatzfoto aus der Ferne.

„Ach, da kommen wieder die Geier.“ Manchmal werde ich so begrüßt, wenn ich zur Arbeit komme. Genauer: Zum Ort von Katastrophen und Tragödien. Es ist mein Job ab Journalistin, Bericht zu erstatten über Feuer, Hochwasser, Unglücksfälle, Mord und Totschlag. Und das wird zunehmend schwieriger. Einst kein Problem, beschäftigt mich das Verhältnis von Presse und Feuerwehr beziehungsweise Presse zu BOS (Behörden der Ordnung und Sicherheit) zunehmend. Nun nimmt der Deutsche Journalistenverband (DJV) einen Anlauf, mir das Leben an den Einsatzorten ein bisschen zu erleichtern. Ich fürchte nur, der Effekt wird nicht besonders groß sein.

Konflikte zwischen Bildjournalisten und Feuerwehrleuten waren Anlass für ein Arbeitsgespräch, das jetzt zwischen Vertretern des DJV und des Deutschen Feuerwehrverbandes stattfand. Man einigte sich darauf, Leitlinien zu entwickeln und Projekte zu befeuern, um mit Hilfe von Schulungsmaßnahmen für Vertreter der BOS im Umgang mit der Presse ein besseres Verhältnis zu bewirken. Abgesehen davon, dass es bereits sehr gute Leitlinien für die Zusammenarbeit von Polizei und Presse gibt, die sich leicht übernehmen ließen: Da wird am grünen Tisch der Bundeszentralen etwas geplant, dass nach meiner Erfahrung nie unten am Einsatzort ankommt. Das kenne ich schon von der Polizei.

Da gibt es mehr oder wenig – die meisten mehr – professionelle Pressestellen in den Polizeidirektionen, die sich um einen ordentlichen Informationsfluss bemühen und in vielen Fällen zur Zufriedenheit ihrer Presse-Kunden arbeiten. Und dann gibt es die Beamten vor Ort, die zwar immer mal wieder von ihrer Pressestelle hören, wie es gehen soll, im Ernstfall aber dann doch ihr eigenes Ding machen. Wenn auch mitunter skurrile Vorfälle mittlerweile doch deutlich seltener werden. Ich habe mal erlebt, dass ein Polizeibeamter meine Personalien aufnehmen wollte, zwecks Schadensersatzforderungen, weil ich im Januar auf einen Acker getreten war, um einen besseren Standpunkt für ein Foto zu finden. Ich hätte ja, so die Begründung des eifrigen Polizisten, die junge Saat beschädigten können. Und damit der Landwirt mich zur Rechenschaft ziehen könne, möge ich mich doch bitte ausweisen. Übrigens: Ich wette, drei Tage später ist der Bauer mit seinem tonnenschweren Schlepper über den Acker gebrettert.

Nun also Leitlinien für Feuerwehrleute und andere BOS, wozu auch Rettungsdienste gehören. Ein löblicher Anspruch. Doch abgesehen davon, dass die Erarbeitung sicher noch eine Weile dauert: Wann sollen die Leitlinien beim Einsatzleiter einer Dorfwehr in der holsteinischen Provinz ankommen? Und wer hat schon Zeit, sie sich beim Einsatz noch mal kurz anzugucken? Welcher Journalist wedelt mit den Leitlinien, wenn er mal wieder des Platzes verwiesen wird? Abgesehen davon, dass gerade Freiwillige Feuerwehren in den allermeisten Fällen sehr umgänglich im Umgang mit der – zumindest örtlichen – Presse sind. Schon deshalb, weil sie zunehmend gegenüber den politischen Gemeinden Argumentationshilfen brauchen, wenn wieder mal teure Anschaffungen über Gerätehäuser und Fahrzeuges hinaus fällig sind.

Ich bin gespannt auf die Leitlinien, setze allerdings nicht allzuviel Hoffnung in sie. Ich setze lieber auf Kontaktpflege, professionelle Arbeit und auf Feuerwehrchefs, die im Umgang mit der Presse ihren gesunden Menschenverstand walten lassen. Davon gibt es zum Glück genug.

Über das Verhältnis von Feuerwehr und Presse habe ich bereits ausführlich hier geschrieben.

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