Entdeckungsreise im Hotelzimmer

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was . . . suchen. Das Übernachten in fremder Leute Zimmer, im Falle des Reisens sind Hotelzimmer gemeint, stellt ungeahnte Anforderungen an die Findigkeit. Nach dem Einchecken oder später am Abend hat der Kurzzeit-Mieter in seinem neuen Domizil etwas zu suchen.

Wenn denn das Licht dafür ausreicht. Den Schalter für die Deckenbeleuchtung anzusteuern, ist ja noch kein wirkliches Problem. Wer es sich allerdings nach einem Tag voller Besichtigungen oder stundenlangen Wanderns kuschelig im Bett bequem machen und bei nicht minder kuscheligem Licht einen spannenden Krimi lesen möchte, der muss erst einmal nach dem Knopf für die Nachttischlampe fahnden. Mit findigen Fingern die Schnur entlanggefahren – kein Schalter da. Den Lampenfuß abgetastet, nichts. Auf dem Fußboden herumgekrochen, ebenfalls nichts. Also den Krimi in die Ecke gefeuert, das große Licht gelöscht und sich im Dunkeln in Richtung Bett getastet. Des Rätsels Lösung, erklärt vom Hotelpersonal am nächsten Morgen: Der Schalter steckt ganz versteckt knapp unterhalb der Glühbirnenfassung.

Andere Herausforderungen sind im Badezimmer zu bewältigen. Jüngst habe ich versucht, eine Überschwemmung zu vermeiden, bin aber fast daran gescheitert. Wo, um Himmels Willen, ist der Dreh- oder Zugknopf, um den Abfluss im Waschbecken zu öffnen? Keine Spur davon. Also unters Waschbecken gekrabbelt, dort auf der Rückseite des Abflussknies herumgefingert, aber nichts gefunden. Erst der Zufall half weiter: Es handelte sich um einen Drehverschluss, ein einfacher Druck auf die richtige Seite der Edelmetallscheibe hilft, das Wasser zum Abfließen zu bringen.

Und noch eine oft gemachte Erfahrung: Jede Dusche birgt ein Geheimnis. Drehen, ziehen, drücken? Wie will die Armatur behandelt werden, um endlich warmes Wasser abzugeben? Kryptische Zeichen, eingraviert oder aufgemalt, helfen nur selten weiter. Erschwert wird mir die Sache noch durch extreme Kurzsichtigkeit. Wer steigt schon mit Brille unter die Dusche?

Wer den Schauer endlich über sich gebracht hat, darf weiter fahnden. Wo ist der Föhn? In angelsächsisch geprägten Ländern garantiert nicht im Bad. Im Schreibtisch? Im Nachttisch? Im Kleiderschrank? Offen herumliegend oder in einem Säckchen oder gar einer Schachtel verpackt? Im schlimmsten Fall ist er erst gefunden, wenn die Haare längst trocken, aber alles andere als frisiert sind. Es ist halt ein ausgesuchtes Vergnügen, verreisen zu dürfen.

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