Der Pflegespray-Laden

Die Frau war heute im Schuhgeschäft. Das gehört sich ab und zu so, steht in der Stellenbeschreibung für Frauen drin. Und was gibt es im Schuhgeschäft zu kaufen? Schuhe natürlich. Aber angepriesen wird dort etwas ganz anderes. Und zwar jedes Mal, wenn die Frau mit ihrer neuesten Eroberung an der Kasse steht.

Kurz vor dem Bezahlen kommt sie immer, die Frage, die bei Schuhverkäuferinnen in der Stellenbeschreibung steht: Darf es noch ein Pflegespray sein? Und meistens kommt dann noch eine besondere Vorführung. „Wir haben hier etwas ganz Besonderes, schauen Sie mal“, sagt die Damen an der Kasse. Dann nimmt sie einen dort deponierten Schuh, vorzugsweise einen aus Wildleder, und taucht ihn in eine Schüssel mit Wasser. Wahlweise hält sie den Schuh  darüber und schaufelt mit spitzen Fingern das Nass über Kappe und Lasche. Und oh Wunder, das Wasser perlt rückstandslos ab. Das Zauberspray lässt keinen Tropfen an den Schuh. Stets kommt dann der Hinweis, das Wunderspray sei gerade heruntergesetzt, jetzt für nur 9.90 Euro zu haben.

Die Schuhverkäuferin heute ließ sich von meiner Ablehnung nicht ins Bockshorn jagen. Sie zauberte gleich noch ein Wunderding hinter ihrem Verkaufstresen hervor. Eine Einlegesohle mit wärmenden Attributen und einer ganz besonderen Unterseite, die garantiert keine Kälte hindurch lässt. Wenn’s schon nicht das Spray sein darf, dann vielleicht die Wundersohle?

Ich habe nur die Schuhe genommen. Das Wasserabperl-Spray habe ich beim Drogeriediscounter um die Ecke gekauft. Für 1,99 Euro.

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