Das Rätsel Stromrechnung

Das Jahresende ist die Zeit der Abrechnungen. Jedes Mal ein Grund zum Ärger ist die Stromrechnung. Die kann nämlich so, wie sie errechnet ist, einfach nicht aufgehen. Zumindest nicht, wenn man sie mit gesundem Menschenverstand betrachtet.

Jedes Jahr dasselbe Spiel: Der Stromkonzern rechnet gegen, was er übers Jahr von uns bekommen an Geld bekommen und wie viel Strom zu welchem Preis er dafür geliefert hat. So weit ist das noch nachvollziehbar. Aber jetzt kommt’s: Die vergangenen zwei Jahre haben wir eine Erstattung bekommen, weil wir weniger Strom verbraucht als bezahlt haben. Und jedes Jahr hat der Lieferant daraufhin den monatlichen Abschlag – na, ahnt Ihr es – erhöht. Vergangenes Jahr um 20 Euro im Monat, dieses Jahr um satte 40 Euro.

Und das verstehe ich einfach nicht. Gut, vergangenes Jahr habe ich gedacht, schöne Spardose, dann gibt es vor Weihnachten Geld zurück. Das ist nun auch so. Aber diesmal wurde der monatliche Abschlag um satte 40 Euro erhöht. Macht übers Jahr gerechnet 480 Euro. Die Erstattung in diesem Jahr betrug 243 Euro. Ergibt 723 Euro, Geld, mit dem der Stromkonzern arbeiten kann.

Das wollte ich nun nicht hinnehmen und habe die Hotline bemüht, um mir dieses Verhalten erklären zu lassen. Die Dame bemühte sich redlich. Das hänge mit der verspäteten Abrechnung in diesem Jahr zusammen. Wie bitte? Ja, man habe im Oktober abgelesen und erst jetzt die Abrechnung geschickt, und ich müsse doch bitte die Abschläge auf zehn Monate berechnen, denn nur die würden berücksichtigt, und dann käme es mit der Erhöhung um 40 Euro pro Monat auf jetzt 173 Euro doch prima hin.

Mein Einwand, ich zahle den Abschlag aber doch zwölf Monate im Jahr, ließ die Dame nicht gelten. Mehrfach beharrte sie darauf, es seien bei der Abrechnung Abschläge für zehn Monate zugrunde gelegt worden. Die Abschläge für November und Dezember flössen bereits in die Abrechnung für das kommende Jahr ein. Schließlich sprach sie noch davon, dass künftige Preisanpassungen bereits eingerechnet seien. Preisanpassungen? Heißen so heute die Preiserhöhungen. Egal, das Argument zog im vergangenen Jahr so halb, in diesem Jahr versicherte der Konzern, es stünden keine Preisanpassungen an.

Dass die Abschläge für November und Dezember bereits in die Rechnung 2012 einfleißen, mag ja sein. Aber war das nicht im vergangenen Jahr auch schon so. Oder hat der Stromkonzern die Abrechnung auf zehn Monate angelegt und das Geld für zwei Monate ohne Gegenleistung eingestrichen? Kann ich mir schwer vorstellen. Ich werde aber die Abrechnungen noch einmal genau prüfen.

Die Dame am Telefon jedenfalls blieb eisenhart. Das habe alles, alles seine Richtigkeit. Ab Januar zahlen wir nun also zähneknirschend den höheren Abschlag, denn mit sich reden lässt der Stromkonzern offenbar nicht. Ein Wechsel ist für uns leider ausgeschlossen, weil wir aus alten Zeiten noch Nachstrom haben, und dieses günstige Angebot hat leider kein anderer Anbieter. Die Tatsache, dass ich bei weniger Stromverbrauch jedes Jahr mehr zahlen soll, ärgert mich aber gewaltig.

Wie sieht Eure Stromrechnung auf? Erlebt Ihr so etwas auch? Konntet Ihr Euch erfolgreich wehren oder resigniert Ihr?

6 Kommentare

  1. Die Abschläge wurden bei uns immer korrekt (auch nach unten) angepasst. Dafür gab es andere Überraschungen. So, als ich die Schlussabrechnung wegen Eigentümer Wechsel bekam, staunte ich nicht schlecht. Sowohl bei Gas als auch bei Strom mehrere hundert Kilowattstunden zuviel. Des Rätsels Lösung: Trotz übermittelter Zählerstände wurde geschätzt. Wohlgemerkt: Bei Eigentümerwechsel…..
    Der Konzern wollte über 250,- Nachzahlung… Das Ende vom Lied: 43,- Euro Erstattung…

    Dann am neuen Wohnort bin ich extra in der Grundversorgung geblieben um wechseln zu können. Als ich das dann tat, die nächste Überraschung: Ginge nicht, da ich einen Jahresvertrag abgeschlossen hätte. Aha….
    Hier des Rätsels Lösung: Der Call-Center Mitarbeiter hatte mir stillschweigend einen Vertrag aufs Auge gedrückt – vermutlich um eine Provision zu kassieren.
    Rechtlich gesehen natürlich unwirksam, da ohne Unterschrift.
    Als ich darauf hin ordentlich Rabatz machte und mit Öffentlichkeit drohte, wurde schnell wieder alles rückgängig gemacht…

    Nun bin ich froh und zufrieden bei einem anderen Anbieter und mag kein Rot mehr sehen :)

    1. Lieber Roger,

      vielen Dank für diesen Erfahrungsbericht. Bei Strom und Gas gibt es nur eines: sich wehren. Übrigens habe ich jetzt gehört, dass Zehntausende von Stromkunden meines Anbieters gekündigt haben wegen der erhöhten Abschläge. Und dass ab 2012 Großkunden von den Leitungskosten befreit werden, die jetzt auf alle Kunden umgelegt werden. Dadurch kämen Abschlagserhöhungen von bis zu 30 Euro im Monat zustande. Bei uns sind es sogar 40 Euro. Dagegen gehe ich jetzt an.

  2. ich sage auch danke für den netten Kommentar auf dem MHB zu dem Zwischenruf :)

    Jaa, das mit den Durchleitungskosten ist schon ein Hammer. Gerade steigen die Tabakpreise ins Uferlose. Und das geht bis 2015 weiter. Ursprünglich wurde diese Steuererhöhungen damit begründet, energieintensiven Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Sprich sie bei den Stromkosten zu entlasten . Nun die Befreiung von den Durchleitungskosten.
    Kommt nun aber jemand auf die Idee die Steuererhöhung für Tabak zu stoppen?
    Nö…
    Das lässt auch tief blicken…

  3. Über Naturstrom kann ich nicht meckern, habe gerade mal fix die Abrechnungen aus den letzten Jahren durchgesehen: Wenn der Verbrauch sank, gehen auch die Abschläge runter, ganz transparent und korrekt.

    Ist natürlich blöd wegen Nachtstrom, aber unter bestimmten Bedingungen kann man offenbar auch mit Nachtstrombedarf den Versorger wechseln:
    http://www.atomausstieg-selber-machen.de/stromwechsel/haeufige-fragen/faq-stromwechsel.html#c467

    Es mag etwas teurer sein (steht da so, hab ich nicht nachgeprüft), aber ich finde, gerade beim Stromanbieter sollte man sich nicht (nur) vom Preis leiten lassen.

  4. Also ich habe bisher ehrlich gesagt keine negativen Erfahrungen gemacht, aber bei uns im Bekanntenkreis tauchten auch schon mal solche Sachen auf. Da muss man sich schon intensiv mit beschäftigen, damit man dahinter kommt, was von denen so gerechnet wird.

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