Buchsouvenir: „GROSSE ARCHITEKTEN“

Norman vom Bücherblog „Notizhefte“ und ich hatten dieselbe Idee. Bücher aus unserer Kindheit und Jugend vorstellen. Bei mir kommen noch die aus den frühen Erwachsenenjahren dazu. Es sind Bücher, die schon mehr als 20 Jahre in meinem Bücherschrank stehen und die ich nie hergeben werde. Norman nennt diese Rubrik Lesegedächtnis, ich habe noch keinen Namen gefunden. Vielleicht Buchsouvenirs? Ich glaube, das nehme ich. Heute also mein Buchsouvenir Nummer zwei: „GROSSE ARCHITEKTEN“, Untertitel „Menschen, die Baugeschichte machen“ aus dem Verlag Gruner + Jahr.

Es gibt zwei Bände davon. Ich habe den ersten, der nicht „GROSSE ARCHITEKTEN I“ heißt. Erst später wurden daraus die Bände I und II. Den Untertitel mit der Formulierung „Baugeschichte machen“ finde ich etwas seltsam formuliert. Mehr zu meckern gibt es an dem Buch nicht.

25 große Baumeister

Sauber nach Alphabet sortiert, gibt das Buch einen Überblick über 25 große Baumeister von Alvar Aalto bis Frank Lloyd Wright. Die Autoren der einzelnen Kapitel verzichten auf biografische Daten. Das ist schade: Zumindest die Lebensdaten wären hilfreich gewesen. Vor allem aber konzentrieren sich die Texte darauf, das besondere an der Architektur der Porträtierten herauszustreichen. Das, was sie in ihrer Zeit zu Wegbereitern gemacht hat. Garniert ist das mit Zitaten der jeweiligen Architekten.

Die Autoren erschließen sich die Personen über ihre Bauwerke. „Halten wir uns an seine Werke, spüren wir seinen Wurzeln nach“ schreibt Jürgen Döhmann in seinem Kapitel über Egon Eiermann, dessen wohl bekannteste Bauten die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin und der „Lange Eugen“, das Abgeordnetenhaus in Bonn, sind.

Was wäre ein Buch über Architektur ohne Fotos von Bauwerken. In Schwarzweiß-Fotografien, Entwurfszeichnungen und Grundrissen wird das Werk jedes einzelnen Baumeisters aufgeblättert. Oft ergänzen Fotos die Zeichnungen und Zeichnungen die Fotos. So bei Le Corbusiers berühmter Wallfahrtskirche Notre Dame du Haut in Ronchamp. Mit der ersten Skizze des Architekten, einem Lageplan und Fotos wird der ungewöhnliche Bau vorgestellt.

Die Seite über Le Borbusiers Kapelle Notre Dame du Haut im Buch GROSSE ARCHITEKTEN
Die Seite über Le Corbusiers Kapelle Notre Dame du Haut.

Das zieht sich durch das ganze Buch: Exemplarisch an den bekanntesten Gebäuden wird nachgezeichnet, welchen Einflüssen der Architekt gefolgt ist, welches theoretische Fundament den Bauten zugrunde liegt, aber auch, welches Schicksal ein Gebäude gehabt hat. Das wird etwa für das weltberühmte Haus Tugendhat von Mies an der Rohe erzählt. Die Bauherrin Grete Tugendhat wohnte dort nur sechs Jahre, dann musste sie vor den Nazis fliehen. Das Haus wurde beschlagnahmt und nach dem Krieg als Pferdestall missbraucht.

Architektur für Liebhaber

Es ist diese wunderbare Mischung aus Zeitgeschichte, Architekturgeschichte und ästhetischen Überlegungen, die mich das Buch von den großen Architekten bis heute lieben lässt. Ich habe es bei seinem Erscheinen 1990 verschlungen und lese bis heute gerne darin. Für Architekturliebhaber ist das Buch ein Muss, so viel Hintergründiges, Wissenswertes, Interessantes ist darin versammelt. Das lässt sich nur schwer zusammengooglen.

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